Obwohl von ersten Zuchterfolge bei Großpapageien bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts berichtet wird, bestand bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts kaum Interesse an einer Zucht, denn Wildfänge waren problemlos zu bekommen. Eine weitere Ursache war wohl, dass Zuchtversuche mit den meist scheuen Wildfängen einen hohen Aufwand erforderten und nicht selten mit Fehlschlägen endeten. Wurde Nachwuchs aufgezogen, so waren die Jungtiere nicht weniger scheu wie ihre Eltern. Sie waren daher für Wohnungshaltung ähnlich problematisch wie Wildfänge, es kostete viel Zeit und Geduld diese Vögel zu zähmen. Ab 1980 nahm das Wissen über Kunstbrut und Handaufzucht von Papageien rasch zu, es waren die entsprechenden Brutmaschinen und Aufzuchtgeräte verfügbar, die Futtermittelindustrie lieferte das passende Handaufzuchtfutter. Damit war es kein Problem mehr Papageien von Hand aufzuziehen. Da diese Vögel von Beginn an nur Menschen kennengelernt hatten, waren sie ganz zwangsläufig zahm, erkauft wurde diese Zahmheit allerdigs durch eine Fehlprägung auf den Menschen. Will man jedoch zahme Papageien in großem Maßstab züchten, bleibt als einzige Möglichkeit die Handaufzucht, denn bei einem Bestand von einigen Hundert Brutpaaren ist naturgemäß ein enger Kontakt des Züchters zu seinen Brutpaaren nicht möglich.
Die Halter haben mit diesen Vögeln einige Jahre sehr viel Freude, denn sie verhalten sich genau so wie es sich ein Halter wünscht, es sind liebenswürdige, verspielte und anhängliche Vögel. Das böse Erwachen kommt aber dann nach etwa 3 bis 5 Jahren wenn diese Vögel geschlechtsreif werden und sich auf Partnersuche begeben. Notgedrungen wird ein Mensch zum Partner erwählt, was aber nicht unbedingt die bisherige Bezugsperson sein muß denn die Wahl kann genauso gut auf ein anderes Familienmitglied fallen. Mit diesem Menschen seiner Wahl will der Vogel natürlich den ganzen Tag zusammensein (selbst der Gang auf die Toilette kann da schon zum Problem werden), alle anderen Familienmitglieder werden dagen als Konkurrenten betrachtet und verjagt, was für den Angegriffenen oft mit schmerzhaften Bißwunden endet. Das Zusammenleben mit dem Vogel wird damit äußerst problematisch, in vielen Fällen bleibt nur die Umquartierung in ein Vogelzimmer, in eine Voliere oder die Abgabe des Vogels. Der neue Halter macht dann in der Regel auch schlechte Erfahrungen und gibt den Papagei nach einiger Zeit auch wieder ab, es beginnt der Leidensweg als sog. Wandervogel. In der Regel werden mit jedem Halterwechsel die Probleme größer, zu den psychischen Schäden kamen dann oft noch physische, als typisches Beispiel ist hier das Federrupfen zu nennen. Graupapageien, Aras und Kakadus sind davon besonders betroffen.
Das Bild links dokumentiert meinen ersten Versuch einen Jungvogel in Anwesenheit der Eltern aus der Bruthöhle zu nehmen um ihn an Menschen zu gewöhnen. Haben hier die Vögel nicht volles Vertrauen zu ihrem Halter, kann das mit blutigen Attacken enden. Auch bei dem Weibchen (links im Bild) handelt es sich um eine frühzeitg mit Artgenossen sozialisierte Notfall-Handaufzucht. So gesehen macht Handaufzucht sogar Sinn, denn der Nachwuchs den zahme (handaufgezogene aber richtig sozialisierte) Eltern in Naturbrut aufziehen wird genauso zahm wie seine Eltern (und spart nebenbei dem Züchter eine Menge Arbeit).
Dass dazu aber keineswegs handaufgezogene Brutpaare notwendig sind, zeigen die folgenden Bilder. Hier sind beide Elternteile Naturbruten